Hier wurde mal Schnaps gebrannt
Von Hans Dieter Meyer
Gronau. Als Stadtteil von Enschede ist Glanerbrug bekannt. Der kleine Ort liegt in der Region Twente, Provinz Overijssel, mit einem Haltepunkt an der Euregiobahn Enschede /Gronau-Münster+Dortmund. Als Grenzübergang des historischen Deventer Hellwegs von Deutschland in die Niederlande war Glanerbrug besonders in den fünfziger Jahren bekannt für regen Warenaustausch. Butter, Tee, Käse und Kaffee waren beliebte und für damalige Verhältnisse preisgünstige Waren, die von der deutschen Bevölkerung auf legalem oder auch illegalem Weg aus den Niederlanden eingeführt wurden.
Aber was geschah während des Zweiten Weltkrieges, als die deutsche Wehrmacht das Königreich besetz hatte, und danach in unmittelbarer Nähe der Grenze, wer wohnte dort und welche Geschichten ranken um die Staatsgrenze, das Schmuggeln und die dort tätig gewesenen Zollbeamten? Mit diesen Themen beschäftigen sich derzeit einige Mitglieder des historischen Krings Glanerbrug und des Heimatvereins Epe. Auf Ansinnen der niederländischen Freunde besuchten diese nun zusammen mit den Heimatfreunden aus Epe das alte, an der Schwarzenbergstraße in unmittelbarer Nähe der Grenze gelegene ehemalige Gehöft Große-Glanemann im damaligen Kirchspiel Epe, auf dem später die Brennerei Viefhues den Schnaps brannte. Hochprozentiges erfreute sich auch bei der niederländischen Bevölkerung als Tausch- und Handelsware großer Beliebtheit. Viel von dieser Brennerei ist nicht mehr zu sehen. Die alte Gebäudesubstanz steht unter Denkmalschutz. Lediglich der alte Schornstein, der letzte, der auf dem Gebiet der Stadt Gronau auszumachen ist, ragt noch in die Höhe. „Er wurde nicht in die Denkmalschutzliste eingetragen“, wie der jetzige Besitzer Karlheinz Busen den Besuchern erklärte. Seit ungefähr 20 Jahren ist der Gronauer Bundestagsabgeordnete (FDP) Eigentümer der Gebäude und des umliegenden Grundstücks und hat seitdem erheblich in die Restaurierung und den Erhalt der Gebäude investiert.
Unter Denkmalschutz steht das 1900 errichtete Wohnhaus mit eigener Hauskapelle. Im ehemaligen, aus dem frühen 19. Jahrhundert errichteten Stall, den ein Taubenturm ziert, in dem heute die Eulen nisten, sind nun Büroräume untergebracht.
Das Wohnhaus, in dem seinerzeit die Familie Viefhues wohnte, wurde vom jetzigen Besitzer komplett restauriert. Karlheinz Busen schilderte zudem die Wiederherstellung des im Hause befindlichen kleinen Andachtsortes mit einem Altar, der als mobile Konstruktion bei Prozessionen draußen aufgestellt werden konnte. Die bleiverglasten Fenster in Wohnräumen und im Treppenhaus beeindruckten in ihrer Farbigkeit und den zumeist bäuerlichen Motiven.
Sachkundige Begleitung im Viefhues-Anwesen war Maria Eilers, die unter Mithilfe der Gereontologen im Heimathaus Epe die Familiengeschichte der Familien Große Glanemann und Viefhues aufgearbeitet hatte. Franz Tillmann, der auf dem landwirtschaftlich genutzten Gelände des unweit in der Nachbarschaft befindlichen ehemaligen Klosters Glane geboren wurde, beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit der Geschichte der unmittelbar an der niederländischen Grenze liegenden Gehöfte; er stellte den Bezug von der Herkunft der ersten Franziskanerinnen aus Almelo zur wechselvollen Geschichte des Klosters bis zur Auflösung durch Napoleons Truppen dar. Gronaus Stadtarchivar Gerd Lippert sowie der Vorsitzende des Heimatvereins Epe, Wilhelm Kemper, beteiligten sich bereits an diesem Informationsaustausch, der in Kürze mit Sichtung aufschlussreicher Dokumente im Stadtarchiv für die Freunde des Historischen Kring Glanerbrug fortgesetzt wird.
„Wir werden in der kommenden Zeit unsere gemeinsame Arbeit vertiefen, denn auf beiden Seiten der Grenze gibt es noch viel zu entdecken“, wie Joop Kwakmann und Willie Meester aus Glanerbrug feststellten.
Bildunterschrift:
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Vor dem im Jahre 1900 errichteten Wohnhaus stellten sich die Teilnehmer aus Glanerbrug und aus
Epe zur Gruppenaufnahme auf. Rechts im Bild ist noch der alte Schornstein der Brennerei Viefhues
zu erkennen. Es ist übrigens der einzige noch in Gronau und Epe stehende Schornstein eines ehe
maligen gewerblichen Betriebes. -
Die Besucher aus Glanerbrug und Epe hatten auch die Möglichkeit, die alte Kapelle im Wohnhaus
zu besichtigen. Sie wurde mit großem Aufwand restauriert. Am Anfang der Besichtigung des historischen
Geländes erzählte Karlheinz Busen den Besuchern aus seiner schnellen politischen Karriere,
die ihn nun seit der letzten Wahl als einer von bundesweit 80 Parlamentariern der FDP in den Bundestag
brachte.
Fotos: Hans Dieter Meyer